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Judith Bernstein: Jerusalem ‒ Brennpunkt des israelisch-palästinensischen Konflikts

Chronologie einer Veranstaltung:
 

Herbst 2018: Wir planten eine Veranstaltung zum Thema "Jerusalem" mit Judith Bernstein und fragten deshalb bei der Volkshochschule wegen der Anmietung des großen Vortragssaales an.
8. November 2018 Zusage der VHS für die Anmietung des VHS-Saals am 29. 1. 2019 für die Jerusalem-Veranstaltung mit Judith Bernstein

Damit zeigt die VHS, dass sie öffentlich für das Recht auf Meinungsfreiheit einsteht.
Mitte Januar 2019
Gemeinsam mit dem Palmyra Verlag / Nahostarchiv Heidelberg luden wir ein (s. Einladungsflyer)

Wir verteilten Flyer und klebten Plakate, die zum größten Teil jeweils am nächsten Tag entweder abgerissen worden waren oder auf denen das Datum mit einem Aufkleber „no bds“ überklebt worden war – vielfache Sachbeschädigungen also - so dass wir immer wieder neu plakatieren mussten.

13. Januar 2019 Das „Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft“, eine kleine Studentengruppe in Heidelberg, schrieb einen Offenen Brief an den OB der Stadt Heidelberg, das Dezernat III der Stadt Heidelberg, die VHS, die RNZ, den Antisemitismus-Beauftragten des Landes Ba-Wü, an sechs Gemeinderatsfraktionen sowie an ein Anwaltsbüro (s. Brief des JF vom 13.1., Ohne namentliche Unterschrift.)
In dem Brief wird unverhohlen die Forderung erhoben, die Veranstaltung in der VHS zu untersagen.
20. Januar Auf die Anschuldigungen in diesem Brief haben wir reagiert und an die gleichen Adressaten folgendes Antwortschreiben gerichtet:
Antwortschreiben vom 20.1.

Wir dankten der VHS Heidelberg, dass sie auf die Verleumdungen und Forderungen des Jungen Forums nicht einging, so dass die Veranstaltung, wie geplant, für den 29.1. vorbereitet werden konnte.
 

29. Januar, morgens Am Tag der Veranstaltung erschien folgender Artikel in der Online-Ausgabe der RNZ (ähnlich auch in der gedruckten Ausgabe):
https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-bds-streit-in-heidelberg-junges-forum-kritisiert-nahost-initiative-und-vhs-_arid,416634.html

Bemerkenswert an dem Artikel:
Er ist ca. 1,5 DIN A 4 – Seiten lang. Eine volle Seite wird darin den Verlautbarungen des Jungen Forums gewidmet, für die Stellungnahme der Leiterin der VHS wie auch der Palästina/Nahost-Initiative und des Palmyra Verlags als Veranstalter muss gemeinsam eine knappe halbe Seite reichen…

Im gleichen Artikel erscheinen in einem  Kasten unter der Überschrift "Auch interessant" folgende Links:
  1. "Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen": Heidelberger Stura bezieht Position gegen BDS-Kampagne
  2. Volkshochschule Heidelberg: Antisemitismus-Vorwurf "abstrus"
  3. Volkshochschule Heidelberg: Darf man in öffentlichen Räumen für einen Totalboykott Israels werben? [Edinger: 12. 2. 19]

Der 1. Link verweist auf einen Artikel der RNZ vom 16.5.2018 über einen Beschluss des Heidelberger StuRa, Organisationen, die irgendwie mit „BDS“ in Verbindung gebracht werden können, den Zugang zu Hörsälen für Veranstaltungen zu verweigern, der Antrag war vom „Jungen Forum“ eingebracht worden und wurde mit 1 Stimme Mehrheit angenommen.
Nicht erwähnt wird ein Folge-Artikel, ebenfalls in der RNZ, in dem berichtet wurde, dass dieser Beschluss aufgrund eines Formfehlers aufgehoben werden musste, es musste neu abgestimmt werden – und der vom Jungen Forum gestellte Antrag wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt…
(Dazu mehr am Ende der Chronologie)

Der 2. erschien im Vorfeld der Veranstaltung mit Jeff Halper am 27. 11. 17.zum Thema „Wie Israel Palästina ‚befriedet‘“, BDS wurde in diesem Vortrag überhaupt nicht thematisiert.
 

29. Januar
 - Abend der Veranstaltung
Schließlich kam der Abend der Veranstaltung. Die Besucher erschienen sehr zahlreich und entrichteten einen kleinen Unkostenbeitrag an der Kasse, die deutlich sichtbar am Eingang aufgebaut war.

Alle Besucher? Nein. Ein junger Mann kam, eilte wort- und grußlos an uns vorbei zum Vortragssaal. Wir wiesen ihn auf den zu entrichtenden Eintrittspreis hin, er rief im Gehen nur: Ich bin von der RNZ.
Erst auf Nachfrage nannte er seinen Namen: Denis Schnur, einen Presseausweis zeigte er nicht. Von einem professionellen Berichterstatter der örtlichen Zeitung hätten wir eigentlich erwartet, dass er sich an der Kasse zu erkennen gibt, seinen Presseausweis zeigt und dann selbstverständlich kostenlos an der Veranstaltung teilnehmen kann…

Schließlich konnte die Veranstaltung beginnen und stieß auf sehr großes Interesse:
Der Vortragssaal der VHS war mit mehr als 150 Besuchern rappelvoll, was uns als Veranstalter natürlich sehr freute.


Bild vom Vortragssaal,
Foto: Palästina/Nahost-Initiative Heidelberg
 

 - Einleitung Zu Beginn schilderte Georg Stein, Inhaber des Palmyra Verlags / Nahostarchiv Heidelberg und Mitveranstalter, kurz die Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Organisation der Veranstaltung, z.B. dass Plakate immer wieder neu geklebt werden mussten, sogar die offiziellen Ankündigungen in der VHS selbst waren mehrfach überklebt und beschädigt worden.

Es folgte ein Grußwort der Humanistischen Union Bayern Süd, welche der Referentin Judith Bernstein und ihrem Mann, Dr. Reiner Bernstein, die Auszeichnung „Aufrechter Gang“ verliehen hatte für ihren Einsatz zur Verlegung von Stolpersteinen in München sowie für ihren unermüdlichen Beitrag zur Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern.

Anschließend Begrüßung durch Winfried Belz von der Palästina/Nahost-Initiative Heidelberg, welcher die Mitglieder des Jungen Forums trotz ihrer vielfältigen Versuche, die Veranstaltung zu verhindern, zum sachlichen Dialog einlud.
 - Vortrag Schließlich hielt Frau Bernstein ihren Vortrag ( -> Zusammenfassung des Vortrags)

Die Zuhörer lauschten gebannt, danach gab es Gelegenheit, Fragen zu stellen und zu diskutieren, geleitet von Dr. Shir Hever. Das Interesse war groß, es gab viele Fragen, Dr. Hever bat deshalb um möglichst kurze Beiträge.
Lediglich einem Mitglied des Jungen Forums wurde mehr Zeit als allen anderen eingeräumt, er schilderte etliche Beispiele, z.T. von anderen Kontinenten, wo es Boykotte gegen Israel gegeben hatte, die aber im Kontext unserer Veranstaltung nicht unbedingt weiterhalfen.
Er wollte gern noch weiterreden, dabei fiel es ihm selbst offensichtlich gar nicht auf: Nur, weil niemand, weder Stadtverwaltung, noch Gemeinderat, noch Anwaltskanzlei und v.a. nicht die VHS, auf das Junge Forum gehört hatten, gab es überhaupt die Veranstaltung, konnte er den Vortrag hören und seine Sicht der Dinge darbieten: Hätte es nicht die Höflichkeit geboten, sich wenigstens bei der VHS zu bedanken, dass sie auf die Forderungen des Jungen Forums nicht eingegangen war?

So ging der Abend entspannt zu Ende, auch im Hinausgehen bildeten sich immer noch diskutierende Gruppen.

31. Januar Umso erstaunter waren wir, zwei Tage später über den folgenden „Bericht“ der RNZ – von Denis Schnur, dem wortkargen jungen Mann am Eingang.
Wir selbst und etliche Rückmeldungen, die wir von Besuchern erhielten, erkannten die Veranstaltung in diesem Bericht nicht wieder.

In dem Artikel werden zu Beginn weder die Referentin, noch das Thema des Abends, noch die Veranstalter vorgestellt, er beginnt im ersten Satz damit, dass sich nach dem „umstrittenen Jerusalem-Vortrag …. Vertreter des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zu Wort“ meldeten. Dies ist die wichtigste Botschaft des Artikels, mit der er beginnt und endet, der Vortrag selbst wird nur kurz gestreift, die ausführliche Diskussion überhaupt nicht erwähnt – wichtig erscheint lediglich, dass der Student, der „ruhig und sachlich“ gern noch länger geredet hätte, nach längeren Ausführungen unterbrochen werden musste – in den Worten von Denis Schnur: „Der Moderator grätschte dazwischen“.

Wir selbst haben die Veranstaltung ganz anders erlebt, andere auch.

Aber machen Sie sich bitte selbst ein Bild: "Heidelberger BDS-Streit - Für den "fairen Dialog" war keine Zeit", RNZ, 21.1.2019

Auch hier wieder, im Online-Artikel, der Link auf den wegen Verfahrensfehlern gekippten StuRa-Beschluss, der Veranstaltungen von Gruppen, die irgendwie mit BDS in Verbindung gebracht werden können, auf Antrag des Jungen Forums in der Uni verbietet.

Auch interessant

Der gültige Beschluss, in dem das Gegenteil mit großer Mehrheit beschlossen wurde, wird wieder nicht erwähnt. Hier erlauben wir uns eine Ergänzung:

Wir sind der RNZ bei ihrer journalistischen Arbeit, soweit wir können, immer gern behilflich, hatten den nicht abgedruckten Artikel zum Glück archiviert und verlinken ihn daher gerne hier:
RNZ online vom 20.06.2018 um der Vollständigkeit und korrekten Berichterstattung willen. Zwar ist, wie es in einem Leserbrief heißt, der Artikel „verschwurbelt“ formuliert und zunächst mit falschen Zahlen unterlegt, doch er benennt wenigstens die Tatsache: Der Antrag des Jungen Forums, Gruppen, die mit BDS in Verbindung gebracht werden können, keine Räume in der Universität zur Verfügung zu stellen, war im StuRa mit 21:16 Stimmen abgelehnt worden!

Siehe dazu auch den Bericht darüber in der Heidelberger Studentenzeitung Ruprecht (jpg)
 

8. Februar Immerhin sah sich die RNZ – was wir ausdrücklich begrüßen und anerkennen - veranlasst, einige Leserbriefe abzudrucken, die ihren irreführenden Bericht korrigieren

»» RNZ-Leserbriefe in den Ausgaben vom 8.2 und 12.2.
 

Schlussbemerkung: Von Seiten des „Jungen Forums“ wie auch in der Berichterstattung der RNZ wird wieder und wieder auf BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) Bezug genommen, eine Form des gewaltfreien Widerstands, zu dem die palästinensische Zivilgesellschaft gegen die völkerrechtswidrige israelische Besatzung aufgerufen hat. Aber darüber wird weder vollständig noch korrekt berichtet, oft verkürzt und teils sogar irreführend. Wir erkennen darin aber ein offensichtliches und erhebliches Interesse und Informationsbedürfnis und werden diesem in einem späteren Beitrag auf dieser Website gerne nachkommen – schauen Sie einfach ab und zu mal rein!