[zurück zur Chronologie] | [home]
Zusammenfassung des Vortrags von Judith Bernstein: „Jerusalem – Brennpunkt des Nahost-Konflikts“
Die Referentin Judith Bernstein ist in Jerusalem geboren und aufgewachsen und besucht die Stadt weiterhin regelmäßig. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen berichtete sie, wie sich die Beziehungen zwischen der jüdischen Bevölkerung und den Palästinensern in der Stadt im Laufe der Jahrzehnte verändert haben und wie sich die Unterdrückung der Palästinenser seitens der israelischen Regierung und seitens der jüdischen Siedler ständig verschärft:
Bis 1967: Die Bewohner West- und Ostjerusalems nehmen sich gegenseitig kaum wahr;
Nach der Eroberung Ostjerusalems im 6-Tage-Krieg: Lockerung der Beziehungen: Die Bewohner Westjerusalems bewegen sich frei im palästinensischen Ostjerusalem, kaufen dort ein, erleben die Palästinenser als freundliche Leute …;
In den folgenden Jahrzehnten: Zunehmend Einzug religiöser Juden aus dem In- und Ausland in die Stadtviertel der säkularen Juden in Westjerusalem, in die illegalen Siedlungen in der Westbank und – nach 1980 – in das annektierte Ostjerusalem. Die zunehmende Drangsalierung der Palästinenser durch religiöse und nationalistische Israelis führt zu Gegengewalt seitens der Palästinenser und diese wiederum zu gewaltsamen Gegenmaßnahmen durch die israelische Regierung: Mauer, Checkpoints, Gewaltausübung durch das israelische Militär… Die Vertreibung zahlreicher Palästinenser aus Stadtvierteln wie Sheik Jarrah oder Silwan und die Zerstörung palästinensischer Häuser nimmt zu. Immer mehr jüdische Siedler ziehen in Siedlungen ein, die in Ostjerusalem errichtet werden.
Für die weiterhin in Ostjerusalem lebenden Palästinenser- „Sumud“ „durchhalten“ ist ihre Devise – ist die Situation bestimmt durch Armut, fehlende städtische und staatliche Unterstützung, total vernachlässigte Infrastruktur und einen absurden Rechtsstatus.
Judith Bernstein verzichtete darauf, eine Lösung vorzuschlagen: Weder die Zwei-Staaten-Lösung noch ein bi-nationaler Staat sind für sie vorstellbar. Zu fordern aber sei, dass sich die internationale Gemeinschaft, vor allem USA und EU, mit Nachdruck für eine gerechte Friedenslösung für Israel und Palästina einsetzt.